Im Rahmen des Projekts „Fluchtpunkte. Flucht aus, in und nach Deutschland“ der Bundesstiftung Aufarbeitung besuchten uns am 17. Mai 2019 die Experten Patric Dujardin und Jannes Umlauf von „die Multivision“. Im Mittelpunkt des ganztägigen Projekttages für die 11.Klassen stand die Präsentation „Flucht“ von den Moderatoren sowie der Zeitzeuge Peter Keup und des Weiteren die Podiumsdiskussion mit dem Oberbürgermeister Manfred Schilder aus Memmingen und weiteren Gästen der Region.

Die Einführung begann um acht Uhr mit der Begrüßung von unserem Schulleiter, Herr Albrecht. Anschließend führten die Moderatoren von „die Multivision“ ein interaktives Quiz durch, bei dem die Schüler ihre Kenntnisse und ihr Wissen zum Projektthema zeigen konnten. In einer Präsentation wurde das Thema „Flucht“ durch die verschiedenen Etappen des zwanzigsten Jahrhunderts veranschaulicht und mit der Betrachtung der bedeutsamen Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und weiteren Rechten aus dem Grundgesetz wie Artikel 16 abgerundet. Die Schüler konnten so diverse Bezüge zu ihrem Selbstverständnis und Grundrechten herstellen, die davor relativ einseitig erschienen und mit vielen Vorurteilen verbunden waren.

Nach der kleinen Pause stellten einige Schüler der 11.Klasse ihre Präsentationen über ein Fallbeispiel vor, in dem einer jungen Frau eine Abschiebung wegen illegalen Aufenthaltes in Deutschland drohte. Dabei wurde als Lösungsvorschlag der Schüler eine Abschiebung als notwendig und rechtlich korrekt angesehen. Da die Meinung nicht von allen geteilt wurde, entstand daraus eine rege Diskussion über mehrere positive und negative Aspekte der Abschiebung der Frau.

Zur Veranschaulichung des Themas „Fluchtversuche“ innerhalb Deutschlands kam der Historiker und Zeitzeuge Peter Keup, um den Schüler als auch Lehrern einen Einblick in die damalige Zeit zu ermöglichen. Herr Keup berichtete über seine Vergangenheit in der DDR und seinen Fluchtversuch. Dieses Ereignis ging den Schülern sehr nahe, da sein Fluchtversuch in die BRD scheiterte, wofür er als verhaftet und gefoltert wurde. Die eindrucksvolle Lebensgeschichte vo Herr Keup hinterließ mehrere Fragen und sorgte für eine lebhafte Konversation.

Zum Abschluss der Veranstaltung durften wir den Oberbürgermeister Manfred Schilder aus Memmingen begrüßen sowie Jutta Stark des Jugendmigrationsdienstes, Briget Juma der Migrationsberatung der Caritas und Antonio Tortorici aus dem Ausländerbeirat Memmingen. Es folgte eine Podiumsdiskussion zu den Erfahrungen von Ausländern in Deutschland und der Verantwortung der Regionalpolitik für Flüchtlinge. An dieser Diskussion beteiligten sich die Schüler mit diversen Fragen an die Gäste, die adäquat und wirkungsvoll beantwortet wurden.

Die Veranstaltung hat viele positive Aspekte mit sich gebracht. Es ermöglichte den Schülern eine breite Debatte, gab viele Informationen über Hintergründe des Themas und zeigte neue Perspektiven und einen differenzierten Blickwinkel zum Thema „Flucht und Asyl“. Zudem wurde gemeinsam der politische Diskurs geübt. Somit versteht sich der Projekttag „Fluchtpunkte. Flucht aus, in und nach Deutschland“ als ein Beitrag zur Streitkultur, indem er Freude an der gesellschaftlichen Auseinandersetzung und Beteiligung an ihr vermittelt.

Text: Selin Uslu, Alina Gorodezki 11FSC

Fotos: Eva-Maria Burger