Frau Dr. Eva Umlauf liest im Rahmen der Projektwoche „FOSBOS Memmingen zeigt Haltung“ aus ihrem Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen

Geboren in einem slowakischen Arbeitslager wäre sie mit zwei Jahren in Auschwitz fast verhungert, erkrankte an Tuberkulose und Gelbsucht.  Heute ist Eva Umlauf als „Zeitenzeugin“, wie sie sich selbst nennt, sehr gefragt und fährt zu Lesungen quer durch die Republik, um ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Und wie wichtig diese Geschichte von Frau Umlauf ist, das ist in der Aula der FOSBOS förmlich zu spüren.

Frau Umlauf liest nicht nur aus ihrem Werk, sie erläutert mit Hilfe von Fotografien und antisemitischen Karikaturen die historischen Zusammenhänge und die persönliche Situation ihrer Familie nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. Denn auch unter der „roten Diktatur“ hat ihre Familie zu kämpfen. Sie studiert Medizin in Bratislava, lernt dort ihren späteren Mann kennen und reist nach München aus, natürlich nicht, ohne vorher von der slowakischen Geheimpolizei beobachtet und drangsaliert zu werden.

In München angekommen ist sie zunächst „sprachlos“, sie muss erst Deutsch lernen, die Sprache der Täter. Beruflich ist es auch noch zwanzig Jahre nach dem Krieg schwierig, sich als Frau durchzusetzen, viele antiquierte Vorstellungen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie belasten sie. Aber sie schafft es und baut sich in München eine Kinderarztpraxis auf.

2011 wird Frau Umlauf eingeladen, eine Rede zur Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz zu halten. Sie spricht sehr emotional über diese Herausforderung und die damit einhergehende Belastung. Von den nachfolgenden Generationen wünscht sie sich, dass „das Geschehene aus den unterschiedlichen Perspektiven verstanden wird, damit persönliches Leid und die gesellschaftlichen Zivilisationsbrüche verhindert werden können.“ Mit diesem Appell schließt Frau Umlauf ihre Lesung und beantwortet Fragen der Schüler_innen, die sich im Rahmen des Unterrichts intensiv auf diese Fragerunde vorbereitet hatten. Die Tiefe der Fragen ist beeindruckend, die Emotionalität des Themas auf die Schüler_innen übergesprungen und die Antworten von Frau Umlauf sehr persönlicher Natur. Dies wird eindeutig ein Vormittag sein, der allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Text: Alexander Kind

Fotos: Simone Geyer

Schülerstimmen

Für die Möglichkeit bei einer Lesung von Frau Dr. Umlauf teilzunehmen bin ich sehr dankbar. Dass wir die Chance hatten Fragen nach der Lesung zu stellen war beeindruckend.

Franziska Hellmann (11FTA)

Der Vortrag war für mich sehr informativ und bewegend. Auch fand ich die Möglichkeit Fragen zu Stellen sehr gut, weil man hierdurch ein noch besserer Einblick in die schlimmen Ausmaße des Holocausts bekommen hat.

Leander Kern (11FTA