„Mathe konnte ich noch nie!“, „Ich konnte das alles, aber in der Schulaufgabe wars wieder weg!“, „Ich traue mich nicht, im Unterricht was zu sagen.“

Wer hat noch nicht derartige Sätze von Schüler*innen gehört? Oder war man vielleicht selbst jemand, der solche Sätze in der Schulzeit geäußert hat? Wie oft sollen Schüler*innen komplexe Denkfertigkeiten demonstrieren, mit denen sie erst einmal überfordert sind? Wie oft stehen sie unter zeitlichem Druck?

Um derlei Hürden zu minimieren und zu beseitigen, bietet die FOSBOS Memmingen seit diesem Schuljahr ihren Schüler*innen ein sogenanntes Lerncoaching an.

Diese Art der freiwilligen, professionellen Beratung ist noch ein relativ neuer pädagogischer Ansatz und stellt die Persönlichkeit der Schüler*innen in das Zentrum des Handelns, denn Lernen ist ein individueller Prozess. Die Jugendlichen sollen in die Lage gebracht werden, zunehmend selbstgesteuert zu lernen und sich zu organisieren. Die zwei Coaches, beides Lehrerinnen für die Fächer Mathematik und Wirtschaft an der FOS, fokussieren sich in der Arbeit nicht nur auf das Lernverhalten und -blockaden, sondern bearbeiten gezielt die oftmals tieft verankerten falschen Glaubenssätze, die meist irgendwann im Laufe des Schullebens erlernt wurden. Doch wie kann es gelingen, Aussagen wie „Ich kann das einfach nicht…“ zu löschen und umzudeuten?

„Vor allem durch Wertschätzung und Empathie“, meint Daniela Bulla, Lerncoach an der FOS, „wir nehmen die Schülerin oder den Schüler an, wie sie oder er ist. Anschließend bieten wir Ihnen Hilfe zur Selbsthilfe an. Wir geben ihnen keine Lernstrategien vor, sondern finden gemeinsam mit ihnen heraus, was der beste Weg für sie ist. Und dies muss sich nicht unbedingt mit der Perspektive der Lehrer decken. Vielleicht ist das Anfertigen der Hausaufgaben in der Küche mit der ihr eigenen Geräuschkulisse für manch einen sinnvoller als am aufgeräumten Schreibtisch, da er die Küche mit Geborgenheit und Sicherheit verknüpft. Solche Dinge gilt es herauszufinden.“

Weiterer Bestandteil ist die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Die Schüler*innen merken nach dem Lerncoaching im besten Fall, dass sie selbst etwas erreichen können. „Dabei zählen auch die kleinen Schritte“, ergänzt Katrin Geiger, ebenfalls Lerncoach an der FOS, „wenn der oder die Jugendliche in der nächsten Schulaufgabe nicht mehr so viel Angst vor einer Blockade hat, dann ist das ein großer Erfolg! Allerdings ist hierbei der Wille der Schüler zur Veränderung unabdingbare Voraussetzung.“ Bedeutendes Ziel des Lerncoachings ist die intrinsische Motivation, also eine Motivation, die aus den Lernenden selbst kommt, und nicht durch äußere Belohnungen gefördert wird.

Mindestens drei Treffen mit den Lerncoaches sind nötig, damit ein gemeinsames Arbeiten am eigenen Lernverhalten erfolgversprechend ist. Das Angebot wird an der Schule aktuell bereits gut angenommen.

Text: Claudia Füchsl